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Die Chronik des Elisabethenvereins

 

Die Chronik
des Elisabethen-
vereins

 

Der Verein bis 1949

Als Vorstand wurde der jeweilige kath. Pfarrer und als Stellvertreter der Ortsvorsteher von Unterböbingen fest geschrieben. Die in den Ausschuss gewählten Herren schienen auch offensichtlich die im Vorfeld rührigen Personen gewesen zu sein.

Als erstes Domizil des Elisabethenvereins stellte Maurermeister Apprich einen Anbau an sein Gebäude in der Hauptstraße dem Verein für fünf Jahre unentgeltlich zur Verfügung. Am 5. Februar 1913 erfolgte dann der Eintrag ins Vereinsregister. Schon damals dauerte diese bürokratische Prozedur relativ lange.

Am 1. August 1914 wurde nach der Ermordung des österreichischen Kronprinzenpaars vom deutschen Kaiser die Generalmobilmachung befohlen und dem russischen Zarenreich und kurz darauf Frankreich der Krieg erklärt. Der Erste Weltkrieg hatte begonnen. Viele junge Männer meldeten sich freiwillig und freuten sich auf einen Spaziergang nach Frankreich.

Das Gebäude des Maurermeister Apprich.

Im September 1915 beantragte der Vorstand die Zeichnung einer Kriegsanleihe mit 5% Zins, um die Solidarität mit dem Vaterland zu bekunden. Dieses Begehren wurde aber vom Ausschuss abgelehnt mit der Begründung, dass in absehbarer Zukunft ein Haus gekauft werden soll. Zu der Zeit waren die Träger öffentlicher Ämter sehr national (für Volk und Vaterland) eingestellt. Im Nachhinein hatte sich diese Ablehnung als richtig erwiesen, denn nach dem verlorenen Krieg wäre das Geld verloren gewesen.

In der Hauptversammlung am 28. Januar 1917 wurde der Ausschuss beauftragt mit dem Maurermeister Apprich einen Mietvertrag für das bis dahin kostenlos überlassene Haus Nr. 41 an der Hauptstraße abzuschließen. Ab dem 1. August 1917 wurde das Gebäude für 200 Mark jährlichen Mietzins gemietet, bis ein geeignetes Haus erworben werden kann.

Im Winter 1917/18 musste die Kinderschule wegen fehlender Heizmöglichkeit geschlossen werden. Der Weltkrieg zeigte seine Spuren immer deutlicher, der Mangel an vielen Dingen war überall zu spüren. Das unvermeidliche Ende war abzusehen. Im November 1918 war der Krieg zu Ende und die Siegermächte legten dem deutschen Volk hohe Reparationskosten auf. Die Folge waren der Verfall des Deutschen Reiches mit erheblichen Unruhen und zunehmende Entwertung der Reichsmark.

Zu Beginn des Jahres 1922 besaß die Mark noch etwa 1/50 ihres Vorkriegswertes. Anfang 1923 war der Wert auf unter 1/10000 gesunken und am Ende der Inflation im November 1923 war der Wechselkurs für 1 Dollar stolze 4,2 Billionen Mark. Die Einführung der Rentenmark hatte dann die Inflation beendet, doch die breite Bevölkerung war total verarmt.

Die Mitgliederversammlung am 21. Januar 1923 legte den Mitgliedsbeitrag infolge der Inflation auf 1200 Mark im Jahr fest.

Der im Januar 1923 verstorbene Jüngling Franz Apprich hatte in seinem Testament verfügt, dass seine Erben sein Haus samt Scheuer, Hofraum und Garten am Kirchberg zu einem mittleren Preis an den Elisabethenverein verkaufen sollen.

Mit dem Kaufvertrag vom 23. Februar 1923 wurde das Anwesen des Franz Apprich von dessen Erben für 100000 Mark gekauft. Bei der Inflationsrate zu diesem Zeitpunkt war das beinahe geschenkt. Somit hatte der Elisabethenverein ein eigenes Haus. Aber es musste umgebaut und zusätzlicher Raum für die Kinderschule und Handarbeitsunterricht geschaffen werden.

Nach dem Kauf wurden der Umbau des Schwesternhauses und der Neubau der Kinderschule geplant. Die Vorarbeiten, wie Abriss der Scheuer, wurden beschlossen und durchgeführt. Im Juni ergab eine Schätzung der gesamten Kosten für die Baumaßnahmen ca. 30 Millionen Mark und sie stiegen von Tag zu Tag.

Das Schwesternhaus mit Kindergarten am Kirchberg.

Am 11. Juli 1923 konnte der Vorsitzende bekannt geben, dass die durchgeführten Sammlungen für den Umbau des Schwesternhauses 6198240 Mark ergeben haben. Bei der zu diesem Zeitpunkt realen Inflationsrate waren natürlich 6 Millionen Mark kein großes Vermögen. Trotzdem konnte mit diesem Geld einiges an Material gekauft und auch manche Handwerkerleistung bezahlt werden. Leider geht aus den Protokollen nicht hervor, wieweit es für die Fertigstellung gereicht hatte und wie sich die Finanzierung nach Ende der Inflation gestaltet hatte.

Nach dem Ende der Inflation im November wurde am 30. Dezember 1923 der Mitgliedsbeitrag von 2,50 Mark beschlossen. Mit der neuen Währung war wieder Stabilität vorhanden, das Geld hatte wieder einen Wert und die anfallenden Ausgaben konnten auch mit Krediten abge-deckt werden, wenn diese abgesichert waren.

Das Schwesternhaus und die Kinderschule konnten fertig gestellt und in 1924 bezogen werden. Am 8. März 1925 waren die Schulden laut Protokoll für das Schwesternhaus bis auf ca. 300 Mark abgetragen. Ob das für das gesamte Projekt galt ist nicht aufgezeichnet.

In den folgenden Jahren gab es keinerlei Änderungen beim Betrieb der Krankenpflege, der Kinderschule

und des Handarbeitsunterrichtes. Lediglich der Mitglieds- und Kinderschulbeitrag wurden mehrmals an die finanziellen Gegebenheiten angepasst. Als ab 1933 das 3. Reich grundlegende Änderungen in Staat und Gesellschaft durchsetzte, gab es ein Problem mit dem Besitz des Schwesternhauses.

Es drohte die Gefahr der Enteignung durch den Staat. Da in der noch gültigen Satzung von 1911 der Haus- und Grundbesitz des Schwesternhauses nicht verankert und eine Satzungsänderung unter den gegebenen Umständen kaum mehr möglich war, musste im Jahr 1935 eine Entscheidung fallen. In einer außerordentlichen Hauptversammlung am 30. November 1935 wurde beschlossen, das Schwestern haus in Form einer Schenkung der katholischen Kirchenpflege zu überlassen. Die Satzung von 1911 bedurfte damit keiner Änderung.

Die Ordensschwestern mit Kinderschulkindern.

Im Jahre 1938 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Unter- und Oberböbingen zur Gemeinde Böbingen a. d. Rems im Zuge einer angeordneten Gebiets- und Gemeindereform zusammengelegt. An dem Tätigkeitsfeld des Elisabethenvereins gab es auch dann keine Änderung. Es erfolgte auch keine Satzungsänderung. In der Zwischenzeit wurden auch Angehörige der evangelischen Kirchengemeinde von Oberböbingen Mitglieder im Verein, ohne dass man sich über den § 2 der noch gültigen Satzung von 1911 Gedanken gemacht hätte. Damals nahm man den Inhalt der Satzung nicht so genau. Es bestand auch nicht die Notwendigkeit, denn wer hatte schon ein Interesse daran auf das Registergericht zu gehen und die Einhaltung der Satzung von 1911 zu verlangen. Man war froh den Mitgliederstand zu halten oder zu verbessern.

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg im Osten. In der Mitgliederversammlung am 22. Juli 1944 musste festgestellt werden, dass die Versorgung der Kranken durch die Krankenschwester nur noch eingeschränkt wegen fehlender Medikamente, Verbandsmaterial usw. infolge des Zweiten Weltkriegs gewährleistet werden konnte.

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